Eulenspiegel Nr.1 im Wintersemester 95/96

Zukunft oder warum ohrfeigen Kinder ?

Friedger Weiß

Revisionsdatum: Oktober 1995

Ein Kind im Alter von vielleicht fünf Jahren hebt seine Hand, holt aus und will doppelt so große, fünfmal so alte Menschen schlagen. Warum ?
Gerade haben sie den Rockzipfel ihrer Mutter losgelassen, können auf eigenen Beinen stehen und fangen an, die Welt zu sehen. Da ist es ihm wohl nicht zu verübeln, daß es auf sich aufmerksam machen, sich durchsetzen will. Woher soll es wissen, daß die gewaltsame Auseinandersetzung in unserer Zivilisation nicht mehr tolleriert werden kann. Die Erfahrung anderer Wege muß erst gemacht sein. Vielleicht fünf, zehn oder wer-weiß-wie-viele Jahre später und unter genügend guten Umständen könnte sich jene Durchsetztungsart ausgewachsen haben. Doch so schnell wie die eine gegangen, kommt schon die nächste.

Egoismus ist das Stichwort. Jetzt wäre Platz, einen Appell an die Moral zu halten. Doch dies liegt mir fern. Vielmehr sind die Folgen der Bindungslosigkeit, Egozentrik und Heudonismus für die Gemeinschaft von Interesse. Wenn ein Egoist sich schlecht fühlt, hat er recht gute Chancen, etwas dagegen zu tun. Doch was können die anderen Menschen machen ? Sie sehen nur jeden Tag auf der Straße oder sonst wo, was sie aufregt:
Fäkalsprache, Denunnziation oder Hupen, sobald die Eigenspähre (abgeleitet von Privatsphäre) in ungewollter Weise berührt wurde. Streit, Mißgunst oder nur Desinteresse gegenüber fast allen. Das ist Leben.

Ein Dankeschön, gute Manieren lassen den Tag aufleuchten, die Gesellschaft erträglicher erscheinen und Vertrauen, die Vorraussetzung fürs Miteinander (was auf großen und kleinen Plakaten gepredigt wird) wachsen. Das ist ein Ruf nach Friede, Freude, Eierkuchen. Für jeden normalen Menschen ist es wohl illusorisch, weil dahinter eine große Portion Idealismus steckt. Doch gibt es keinen anderen Weg, etwas gegen die Auflösung der Gesellschaft zu unternehmen. Und mehr will ich nicht sagen und danke für die Aufmerksamkeit. Fachschaft math/inf