Nr. 2 im Sommersemester 2001


Nachgefragt

Anja Kleber

Interview mit Prof. Zitterbart

Mit dem folgenden Interview wollen wir unseren neuen Stern am Professor(inn)en-Himmel vorstellen: Prof. Martina Zitterbart, die neue Leiterin des Telematik-Instituts.

Als echte Karlsruherin ist sie hier geboren, hat hier Informatik studiert und ist dem Lehrstuhl später mit anschließender Promotion und Habilitation treu geblieben. Während dieser Zeit hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den IBM Forschungslaboratorien in Zürich und New York Erfahrungen gesammelt.

Vor ihrer mehr als 5-jährigen Professur in Braunschweig hatte sie schon in Magdeburg und Mannheim eine Vertretungsprofessur inne. Mit diesem gebündelten Satz an Erfahrung, sehr viel neuem Schwung und einer erfrischenden Ausstrahlung stürmt sie jetzt ihre alte Heimat, die Männerdomaine Karlsruhe!

Gestern haben wir ihr mit 4 Leuten von der Fachschaft einen kleinen Besuch abgestattet und sie hat sich trotz des Trubels, der zur Zeit noch am Institut herrscht, viel Zeit für ein ausführliches Interview mit uns genommen - bis jemand zur Tür hereinkam und meinte: "Entschuldigung, aber es ist 17:30 und das Telefonat mit Standfort läuft schon..."

Da dieses Interview über 1,5 Stunden ging, können wir hier nur einen kleinen Ausschnitt darstellen. Wir hoffen die wesentlichen Punkte getroffen zu haben:

eulenspiegel: Als Sie hier angefangen haben zu studieren, sollen es noch mehr Frauen gegeben haben. Ist das richtig?

Prof. Zitterbart: Ich habe 1987 angefangen und da was es nicht so, daß wenn man in einen Hörsaal reingekommen ist, daß man dachte: "Huch, da ist ja eine Frau!" Es war auch an den Lehrstühlen so, daß hier mehr Mitarbeiterinnen da waren. Ich glaube, wir hatten hier so ein Hoch, 4 oder 5 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen.

eulenspiegel: Aber keine Professorinnen?

Prof. Zitterbart: Nein, aber mittlerweile gibt es deutschlandweit schon einige.

eulenspiegel: Haben Sie eigentlich Familie?

Prof. Zitterbart: Nein. Mit den vielen Reisen, die ich gemacht habe, stelle ich mir das schwierig vor.

eulenspiegel: Haben Sie vor, sich bei den verschiedenen Gremien einzusetzen?

Prof. Zitterbart: Natürlich, das gehört einfach dazu. Ich war in Braunschweig zwei Jahre Sprecherin der Informatiker und die Vorsitzende der Informatik-Kommission. Die Informatik ist dort allerdings ein bisschen kleiner als hier. Da ist die Not auch mal schneller an der Frau.

eulenspiegel: Gibt es denn Probleme, so als Frau unter Männern ?

Prof. Zitterbart: Innerhalb der Universität habe ich das jetzt so noch nicht gesehen. Es ist auch eine Chance, daß man schnell irgendwo herausgestellt wird und dann innerhalb der Universität oder sonst wo schneller bekannt wird. Das kann man auch als Vorteil sehen.

eulenspiegel: Wo liegen denn Ihre Schwerpunkte in der Lehre? Was wollen Sie denn anders machen als Ihr Vorgänger, Professor Krüger?

Prof. Zitterbart: Wir bauen auf den vorhandenen Vorlesungen und Forschungsgebieten auf, also Hochleistungskommunikation, die ich schon früher in Karlsruhe gemacht habe und Internetkommunikation sowie Mobilkommunitkation. Wir versuche auch mit Firmen zusammen zu arbeiten, ohne uns von Ihnen beherrschen zu lassen und eben immer ein bisschen quer zu denken. Im Gegensatz zu Krüger ziehen wir das ELearning auf. Wir arbeiten auch in internationalen Projekten mit. Z.B. mit der KTH Stockholm, der Uni Hannover und der Standford University.

eulenspiegel: Zur Zeit werden Sie ja mit Prüflingen überrannt. Wie sieht's denn mit Hiwis und Diplomanden aus?

Prof. Zitterbart: Das mit den Prüflingen stimmt. Bis Oktober habe ich jetzt noch 130 Prüflinge. Bei Hiwis sieht's zur Zeit wegen dem Wechsel weniger rosig aus. Es kommen aber schon Leute, die Studienarbeiten machen wollen, es kommen auch Leute, die Mitarbeiter werden wollen, aber es könnten mehr sein. Es gibt schon so einige Arbeiten, die man gerne an Studenten abgibt; gerade Messungen oder Implementierungen.

eulenspiegel: Was halten Sie denn vom neu eingeführten Numerus Clausus?

Prof. Zitterbart:Ich denke es führt kein Weg daran vorbei, wenn man eine gute Lehre garantieren will. Es bringt auch nichts wenn man, wie bei uns früher teilweise, die Leute auf zwei Hörsäle verteilt. Ich glaube, wenn man eine qualitativ hochwertige Ausbildung machen will, und den Schuh hat sie Karlsruhe angezogen, dann führt kein Weg daran vorbei.

eulenspiegel: Sie haben auch Mitarbeiter aus Braunschweig mitgebracht?

Prof. Zitterbart: Ja, so sieben Leute. Es ist auch ein Techniker mitgekommen; der baut gerade ein Labor auf. Wir bieten jetzt ein Basispraktikum an, wo es darum geht kleine mobile Roboter zusammenzubauen, und die dann ein bisschen miteinander reden zu lassen. Also wir gehen auch in Richtung Ubiquitäre Systeme.

eulenspiegel: Wieviel Mitarbeiter haben Sie denn momentan?

Prof. Zitterbart: Elf im Moment. Wir hoffen noch ein paar einstellen zu können.

eulenspiegel: Wie man hört vermitteln Sie auch Studenten für Diplomarbeiten ins Ausland?

Prof. Zitterbart: Im Prinzip unterstütze ich das auf jeden Fall. Man hat Kontakte zu den Leuten, die man auf Konferenzen trifft und bei denen kann ich versuchen Leute von hier unterzubringen.

eulenspiegel: Welche Kontakte haben Sie denn?

Prof. Zitterbart: Z.B. zur Columbia Universiy, Sydney, Arizona, Irvine, Standford... Es kommt aber auch immer darauf an, in welchem Fachgebiet.

eulenspiegel: Frau Professor Zitterbart, wir danken Ihnen für dieses Interview.

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