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Professoren-Porträt

Prof.Dr.Ulrich Kulisch

Datum: Oktober 1997

Direktor des Instituts für Angewandte Mathematik, geboren 1933 in Breslau, verheiratet, 2 Kinder
Hobbys : Angewandte Mathematik und Computer Science; Bergwandern, wann möglich

Der Weg nach Karlsruhe:

Nach dem Krieg Abitur an der Lehrerbildungsanstalt Freising, dann trotz großem Interesse für Musik (heute noch Cellist im Trio mit zwei Kollegen) 1953-1958 Studium Mathematik und Physik an TH und Uni München, 1961 Promotion, 1963 Habilitation, seit 1966 Professor. In den 60er Jahren verantwortlich für den Aufbau des Rechenzentrums und der Informatik.Als Dekan Initiator der Studiengänge Techno-und Wirtschaftsmathematik. Ca.40 Promotionen, in Mathematik und auch in anderen Fakultäten. Es ist für das Institut außer der Lehrtätigkeit viel Verwaltungsarbeit zu leisten, doch "Kontakte nach außerhalb müssen gepflegt werden, wenn man langfristig erfolgreich arbeiten will." Das Institut, wo zur Zeit u.a. einige von der EU finanzierte Projekte zusammen mit Firmen und Universitäten aus dem europäischen Ausland laufen, kann auf eine intensive Zusammenarbeit mit der Industrie verweisen.

Stichwort Hochschulreform...:

Ich habe schon viele Hochschulgesetze und Grundordnungen miterlebt.Bei der Arbeit im Institut kommt es mehr auf die Persönlichkeiten an.Es ist sicher an den Universitäten manches reformbedürftig. Schlimm ist es nur, wenn man den Hochschullehrern immer mehr Verwaltungsarbeit auflädt, weil man fälschlicherweise glaubt, sie dadurch besser kontrollieren zu können. Eine Änderung der Struktur kann man so nicht erzwingen. Sie muß sich in den Köpfen vollziehen. Wie die Welt in 10 Jahren aussehen wird, läßt sich schwerlich vorraussagen. Vor allem müssen wir bereit sein, an zukunftsweisenden Entwicklungen mitzuwirken und diese zu prägen. In der Mathematik ist dies nicht immer einfach. Die Probleme, die sich ihr im Computerzeitalter stellen, sind ganz andere als früher. Bei Problemlösungen spielen heute Algorithmen eine wesentliche Rolle.

Die Aufgaben eines Mathematikers heutzutage...:

Die Mathematik ist nach wie vor eine Grundlagenwissenschaft. Mit der heute verfügbaren Technologie ist es möglich, den Computer stärker zu einem Instrument der Mathematik zu machen, in dem Sinne, daß auch Existenz- und Eindeutigkeitsaussagen streng mit dem Computer nachgewiesen werden.Wir müssen jedoch versuchen, in der Computerentwicklung international wieder aufzuholen. Dies erfordert interdisziplinäres Arbeiten an Grundlagen im Spektrum Arithmetik, Hardware, Programmiersprachen, Compiler, Numerik und Anwendungen.

Lehrveranstaltungen...:

Zu den Arbeitsgebieten des Instituts gibt es Spezialvorlesungen, wie z.B. den Zyklus "Numerik mit automat. Ergebnisverifikation". Im letzten Semester wurden die Techniken des automatischen Differenzierens und Integrierens behandelt. In diesem Semester wird wieder die Vorlesung "Rechnerarithmetik " angeboten. Sie bildet die Basis für viele am Institut laufende Projekte. Auch Seminare und Diplomarbeiten bauen häufig auf dieser Vorlesung auf. Daneben gibt es viele Serviceveranstaltungen für andere Fakultäten.

Forschungsgebiete...:

Sie werden bestimmt von dem Bestreben, mit dem Computer echte und strenge Mathematik zu betreiben. Die in Karlsruhe entwickelten Lösungen (PASCAL-XSC, C-XSC und Grundaufgaben der Numerik) belegen, daß so etwas möglich ist. Der kürzlich entwickelte Koprozessor XPA 3233 berechnet beliebige, endliche Summen von Produkten von Gleitkommazahlen immer absolut fehlerfrei und schneller als in herkömmlicher Arithmetik. Zur Zeit wird auf europäischer Ebene eine noch schnellere Gleitkommaeinheit für DSPs (digitale Signalproz.) entwickelt.Die GAMM und IMACS, zwei große internationale mathematische Gesellschaften haben die Karlsruher Forderungen an die Computer-Arithmetik inzwischen voll übernommen.

Welche Ziele und Wünsche haben Sie für die nächste Zeit...:

Zur Zeit bin ich dabei, zur Anpassung der Ausbildung an Bedürfnisse der Zeit, mit Kollegen anderer Fakultäten zwei neue Alternativern im technischen Anwendungsfach für Technomathematik auszuarbeiten : technisch orientierte Physik und Elektronik. Es geht dabei um Ausbildung im Umgang mit modernen Entwurfs- und Programmierwerkzeugen für höchstintegrierte elektronische Schaltungen. Zum anderen meine ich, muß auch bei den Promotionen etwas geschehen. Technischer Fortschritt wird heute vor allem durch interdisziplinäre Zusammenarbeit erzielt. Eine interdisziplinäre Promotion wirkt auf solche Arbeiten stimulierend und das ganze Spektrum der bearbeiteten Aufgabe könnte gewürdigt werden. Wir haben schon vor einiger Zeit einen solchen Vorschlag ausgearbeitet, der zur Zeit leider irgendwo hängengeblieben ist.

Ihr Rat für die Studierenden...:

Wichtig ist nach wie vor eine solide Grundausbildung(Analysis, lineare Algebra, Computer,...). Daneben empfehle ich unbedingt eine enge Zusammenarbeit mit Ingenieuren und anderen Fachgebieten. Dies ist eine große Chance für junge Mathematiker. Eine Abkapselung auf ein einziges Fachgebiet verengt den Horizont und vermindert die Berufschancen.
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